Neustart

Neustart

Wie der Titel schon verrät wird es für mich höchste Zeit für einen Neustart. Nicht beruflich, zumindest noch nicht obwohl ich auch das immer mehr in die engere Auswahl ziehe, sondern generell. Ich habe heute für mich beschlossen, das Chaos in meinen Gedanken und auch in meinem Lebensumfeld langsam aber sicher wieder in den Griff zu kriegen, bevor mir das Ganze noch mehr über den Kopf wächst. Warum heute? Weil es gerade passt und sich genau heute, in diesem Moment, absolut richtig anfühlt. Es scheint bei mir gerade wieder in Richtung “Hochphase” zu gehen und das will, nein, das muss ich ausnutzen.

In den letzten Wochen hatte ich, bedingt durch einen Arbeitsunfall, viel Zeit zum Nachdenken. Der war für mich eindeutig ein Warnschuss direkt vor den Bug. Klar kann es passieren dass man mal unachtsam ist und sich voll auf die Zwölf legt, aber die Umstände die bei mir dazu geführt haben waren im Nachhinein betrachtet doch etwas heftiger. Ich hatte gerade Arbeitsbeginn und war da schon völlig überdreht. Zunehmender Schwindel und innere Unruhe haben sich schon Wochen vorher immer mehr aufgeschaukelt. Äußerlich war ich gut drauf aber im Inneren brannte etwas immer mehr aus, ich war total hibbelig und stand kurz vor der Explosion. Man muss dazu sagen dass mich die Arbeit in den Jahren zuvor gerade so ausgelastet hat. Es war angenehm. Wenig Stress, entspanntes arbeiten und ich konnte mich immer mal kurz nach draußen flüchten, wenn es mir zu unruhig wurde. Dann kam der Tag, an dem die Hälfte der Belegschaft entlassen wurde. Anfangs ging es noch, es war entspannt aber irgendwann sollte es immer mehr sein. Die Zahlen sind schlecht, wir müssen mehr schaffen und so weiter. Mehr als das doppelte Arbeitspensum, zwischen zwei oder mehreren Abteilungen springen, sich dann noch anhören müssen warum man nur so wenig geschafft hätte und das obwohl es hieß, wir sollten es ruhig angehen lassen und überhaupt viel zu wenig Lob, Kommunikation und konstruktive Kritik. Mag sein dass andere das besser wegstecken, ich gehöre jedenfalls eindeutig nicht dazu.

Durch einige Posts im Fediverse, diverse Blogbeiträge und sehr vielen “irgendwoher kenne ich das doch” habe ich mich vermehrt mit dem Thema ADHS/ADD auseinandergesetzt und erkenne mich in den ganzen beschriebenen Dingen immer mehr wieder. Da wird wohl ein Arztbesuch fällig, auch wenn mir sowas immer widerstrebt und ich jetzt schon ziemlich sicher weiß dass ich wieder versuchen werde das auf die lange Bank zu schieben. Dass ich anders ticke als die meisten ist mir schließlich schon seit meiner Kindheit klar. Mangelndes Konzentrationsvermögen, Träumereien, Ruhelosigkeit, Impulsivität, vor Allem wenn irgendwas nicht so toll läuft, das völlige “abschalten” bei zu viel Stress, die Unfähigkeit vernünftig zu planen oder überhaupt meinen Haushalt vernünftig zu führen weil ich wichtige Dinge immer wieder aufschiebe und mich stattdessen in unwichtigeren Themen verliere und das dafür richtig intensiv und noch vieles mehr, was ziemlich genau ins Spektrum passt.

Die nächsten Tage werde ich nutzen, um mich schon mal langsam umzustellen. Weniger Zeit am PC, mich um die wirklich wichtigen Dinge zuerst kümmern, nach und nach aufräumen, irgendwann auch nach und nach alle Räumlichkeiten durchrenovieren und ab nächste Woche ist dann erstmal ein klärendes Gespräch mit meinen Vorgesetzten fällig. Sollte sich für mich nichts ändern werde ich definitiv den letzten Schritt gehen und die Kündigung einreichen. Ich habe noch rund 20 Jahre oder mehr im Arbeitsleben vor mir und meine Gesundheit geht da nun mal vor. Schließĺich möchte ich langsam mal mit diesem Ding namens “Leben” klarkommen und vor Allem später meine Rente genießen und nicht als ausgebranntes Wrack enden.